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Neumünster

[NMS] Autonomes Frauenhaus: Zu wenig Plätze, zu wenig Geld


„Im Frauenhaus ist kein Bett mehr frei“

116 Frauen und 98 Kinder suchten im vergangenen Jahr dort Schutz / 110 Frauen und 151 Kinder mussten abgewiesen werden

Die Situation im Autonomen Frauenhaus in Neumünster bleibt angespannt. Im vergangenen Jahr fanden 116 Frauen und 98 Kinder (2015: 117 Frauen und 117 Kinder) Schutz in der Einrichtung. 110 weitere Frauen und 151 Kinder mussten von dem vierköpfigen Mitarbeiter-Team schweren Herzens abgewiesen werden, weil die Plätze nicht ausreichten. „Aktuell leben 21 Frauen und Kinder bei uns – damit sind wir voll belegt“, sagt Mitarbeiterin Heike Friederichs und fügt hinzu: „Mehr geht einfach nicht.“

Eigentlich stehen in der Einrichtung nur 20 Betten für Frauen und Kinder zur Verfügung, die Gewalt erfahren haben oder von Gewalt bedroht sind. Die Mitarbeiterinnen versuchen jedoch häufig, zu improvisieren, indem sie zusätzliche Matratzen in die Zimmer legen. Wenn auch diese Grenze erreicht ist, probieren Eilika Degenhardt, Sevim Kiraz-Döhring, Heike Friederichs und Melinda Carstensen, die Frauen auf andere Frauenhäuser zu verteilen. Doch auch in anderen Städten sind die Probleme groß. „In Kiel beispielsweise haben wir überhaupt keine Chance mehr“, sagt Eilika Degenhardt.

Wie lange die Frauen in der Einrichtung bleiben, ist sehr unterschiedlich. Die Verweildauer habe sich im vergangenen Jahr erhöht – genaue Zahlen liegen jedoch noch nicht vor. Der Grund hierfür sind unter anderem die Flüchtlinge, die im Frauenhaus unterkommen. „2016 waren es 17 Frauen. Das sind nicht viele – aber die, die hier sind, sind aufgrund ihres ungeklärten Aufenthaltsstatus’ erstmal zum Warten verdammt“, erklärt Eilika Degenhardt.

Angespannt ist im Frauenhaus derzeit auch die finanzielle Situation. „Zwei Drittel unseres Jahresbudgets kommt vom Land, ein Drittel von der Kommune. Abgesehen davon sind wir auf Spenden angewiesen“, sagt Eilika Degenhardt. „Wir brauchen dringend eine neue Küche. Wenn wir 365 Tage im Jahr mit 20 Personen kochen, dann leiden die Geräte, die Schränke, die Spüle und die Arbeitsplatten natürlich sehr“, sagt Heike Friederichs, die sich wie ihre Kolleginnen einen behindertengerechten Ausbau wünscht, damit auch die Rollstuhlfahrer die Küche nutzen können.

Trotz aller Probleme haben die vier Mitarbeiterinnen ihre Motivation nicht verloren und tun ihr Bestes, um den Bewohnerinnen das Gefühl zu geben, dass sie in der fremden Umgebung zu Hause sind. Eilika Degenhardt: „Schade ist nur, dass wir sehr viel Zeit für die Verwaltung aufwenden müssen. Wir würden uns gerne öfter mal mit einer Tasse Kaffee zu den Frauen setzen und ein wenig mit ihnen plaudern.“

aus dem Holsteinischen Courier vom 10.01.2017, Seite 11

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