Kategorien
Neumünster

[NMS] Offener Brief an die AfD-Wähler*innen


Liebe AfD-Wähler*innen,

wir wissen, wir hatten nicht immer das beste Verhältnis. Okay, das ist untertrieben: ihr HASST uns. Und das aus Gründen, denn dass die AfD in Neumünster nicht zur Kommunalwahl antritt, ist einerseits ihrem Dilettantismus zu verdanken, andererseits aber unserer Arbeit, die bewirkt hat, dass sie einfach nicht genug Kandidat*innen zusammenbekommen hat, die Bock auf den Scheiß hatten. Tut uns das Leid? Nö! Dennoch wollten wir euch mal vor Augen führen, welche Alternativen ihr nun habt, wo eure Alte Naiven sich so glanzlos aus dem Rennen verabschiedet haben.

1. CDU wählen? Wär ja doch irgendwie peinlich, erst groß „Merkel muss weg“ rumzukrakeelen und dann doch Mutti ein Kreuz zu geben. Andererseits legen sich der Horst mit seinem Heimatministerium sowie eigentlich die gesamte CSU mit ihrem „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“-Nonsens ganz schön ins Zeug, und in der Wahlkabine guckt euch ja keiner über die Schulter. Danach müsstet ihr euch dann gleich bei der Selbsthilfegruppe für anonyme CDU-Wähler*innen anmelden.

2. Sonst gäbe es noch die LKR, die waren ja quasi mal AfD und hetzen immer noch gegen „Flüchtlinge“ und „Linksextremisten“. Die haben anders als die AfD immerhin genug Kandidat*innen gefunden – wenn auch mit … sagen wir … etwas dubiosen Mitteln, was dazu führte, dass der stellvertretende Landesvorsitzende Dietmar Kühl aus der Partei austrat. Finden wir jetzt nicht so schlimm, war eh ein Nazi, aber gut, ihr wärt vielleicht noch seine Fans geworden. Okay, schön, die Nummer zwei der LKR in Neumünster ist halt Refik Mor, der wegen seiner Erdogan-Fangesänge aus der CDU ausgeschlossen wurde – was würde euer Lieblingsdackel Gauland dazu sagen, der doch gerade die Ausreise der deutschen Erdogan-Anhänger in die Türkei gefordert hat?

3. Kommen wir also zu Kandidat Nummer drei, einem echten Klassiker: der NPD. Auf ihren Plakaten, die sie so dusselig aufgehängt haben, dass sie von Wind und Regen schon ohne unser Zutun abfallen, werben sie für sich mit dem Adjektiv „unbequem“. Für wen genau die bisherige Mitarbeit des NPD-Ratsherrn Proch unbequem gewesen sein soll, bleibt angesichts der Tatsache, dass ALLE seine Anträge diskussionslos vom Tisch gefegt wurden, unklar, unbequem dürfte sie aber zumindest für ihn gewesen sein, hat er doch dank antifaschistischer Intervention Job und Auto verloren (nur dass seine Frau weggelaufen ist, dafür konnten wir nix, die hat er selber vergrault). Ganz ehrlich, Leute, wollt ihr den wählen? Der mag euch fast noch weniger als wir, ließ er doch in der Vergangenheit keine Gelegenheit ungenutzt, die AfD als Verräter*innen und deren Wähler*innen als Deppen darzustellen. Im August 2016 postete er, die AfD sei eine „Scheinalternative“ und für „Patrioten nicht wählbar“, im November 2016 bezeichnete er die AfD als Partei, „die sich in Parlamente wählen lässt, nur um abzukassieren“, ganz besonders gerne regte er sich aber bisher darüber auf, dass ein Schwarzer Vorsitzender des Kieler Kreisverbands ist. Das schreiben wir bewusst in der Vergangenheitsform, hat Proch doch festgestellt, dass es ne blöde Idee ist, die Leute zu beleidigen, die einen wählen sollen. Nun denkt er sich seinen Teil, sagt aber laut, er sei froh, „daß sich patriotische Wähler anders als bei der Bundestagswahl jetzt nicht mehr zwischen mehreren Parteien entscheiden müssen, sondern ihre Stimme den Nationaldemokraten geben können“. So klingt wahre Liebe…

Und nun? Ist ja irgendwie wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Vielleicht doch nicht wählen? Und dann nutzt ihr die Zeit, die ihr durch das Nichtwählen spart, und lest ein Buch. Wie wäre es denn mit Stefan Hebels „Sehr geehrter AfD-Wähler, wählen Sie sich nicht unglücklich!“? Der Titel ist etwas sperrig, aber immerhin sind es nur 64 Seiten. Wäre ja mal ein Anfang.

Also dann, wir verbleiben in offener Feindschaft,
eure Antifa NMS