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Neumünster

NPD-Wahlergebnisse in Neumünster

In Neumünster erreichte die NPD bei den Landtagswahlen 2005 mit 3,1% der Stimmen noch das, aus ihrer Sicht, beste Ergebnis in S-H. Bei diesen Landtagswahlen hat sich der Abwärtstrend auch in Neumünster bestätigt. In ganz S-H erreichte die faschistische Partei gerade noch 0,95% der Stimmen und erhält damit nicht einmal ihre Wahlkosten zurückerstattet. In Neumünster fiel die NPD von erwähnten 3,1% auf 1,4%, womit die Verluste mit etwas mehr als die Hälfte der Stimmen noch über den Landesdurchschnitt lagen, wo die Nazis ziemlich genau 50% der Stimmen verloren. In realen Zahlen ausgedrückt, so wählten in diesem Jahr „nur“ noch 573 NeumünsteranerInnen Nazis, während dies 2005 noch 1203 Personen waren.
Das Ergebnis für die NPD ist damit aber im Landesdurchschnitt weiterhin eines der „besten“ Ergebnisse für die NPD, allerdings nicht mehr wie 2005 das mit Abstand beste Ergebnis. Mit je 1,5% erreichte die NPD in zwei Wahlkreisen in SH (Lübeck West und Kiel Ost) knapp „bessere“ Ergebnisse als in Neumünster.
Einen Direktkandidaten für die Landtagswahlen hatte die NPD in Neumünster nicht aufgestellt. Dafür trat der Club 88-Verteidiger und Naziesoteriker Rolf Hoffmann als parteiloser Einzelkandidat an (1) und erreichte genau 1% der Stimmen, ungefähr das Ergebnis, welches auch die NPD Direktkandidaten in SH erreichen konnten.
Bei den zeitgleich stattfindenden Bundestagswahlen erreichte die NPD im Wahlkreis Neumünster-Plön 1,1% der Zweitstimmen, und mit ihrem Direktkandidaten Jens Lütke ebenfalls 1,1%. Im Stadtgebiet Neumünster erreichte Lütke allerdings 1,58% der Stimmen, womit das Ergebnis leicht über dem der Zweitstimmen bei der Landtagswahl lag. Lokale „Spitzenergebnisse“ erreichte Lütke in den Wahlbezirken Rudolf-Tonner Schule in Tungendorf mit 3,64% und im Wahlbezirk Johann-Hinrich-Fehrs Schule mit 3.42%. Das schlechteste (bzw. aus antifaschistischer Sicht) beste Ergebnis im Wahlbezirk Timm-Kröger Schule in Brachenfeld mit 0,37% und ganzen 2 WählerInnen.
In Gadeland erreichten die Nazis schlechte bis mittlere Ergebnisse, anscheinend können sich dort 13 Jahre Club 88 zumindest nicht in Wahlergebnissen ausdrücken.
Der Vollständigkeit halber, auf wenn der NPD Kreisverband Neumünster-Segeberg dieses Ergebnis bereits jubelnd verkündete: Bei den U18 Wahlen erreichte die NPD im Wahlkreis Neumünster-Plön 4,17%. Ein Ergebnis knapp unter dem Bundesdurchschnitt, welches aber trotzdem Anlass zur Sorge ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Abwärtstrend der NPD trat in Neumünster sogar noch etwas deutlicher zutage als im Landesdurchschnitt, das Ergebnis bleibt dennoch überdurchschnittlich. Wahlergebnisse und auch das Auftreten der NPD ist nach wie vor bei weitem nicht das größte Problem des „Rechtsextremismus“ in Neumünster, der klägliche Wahlkampf verweist aber auf ein anderes Problem: den Schulterschluss zwischen dem NPD Kreisverband Neumünster-Segeberg, der auch weiterhin nicht öffentlich in Erscheinung getreten ist, und Nazis aus dem Umfeld der „Freien Kameradschaften“, heutzutage dann eher als sog. „Autonome Nationalisten“ bekannt. Letztere organisierten z.B. das Aufhängen der Wahlplakate, wobei sich besonders Nico Seifert, sowohl Mitglied der NPD als auch deren Jugendorganisation JN, hervortat.

(1) Erwähnter Rolf Hoffmann lebt als „Ökobauer“ in Großenapse. Der 74 jährige ist bekennender Besucher des Club 88 und verteidigte diesen in mehreren Leserbriefen im Holsteinischen Courier. Des weiteren ist der Mitbegründer der Grünen in SH in der Vergangenheit in mehreren rechtsextremen Organisationen aktiv gewesen und hat als Autor für einschlägige Zeitungen gearbeitet. Vor einigen Jahren war Hoffmann kurzzeitig Mitglied der WASG im Kreis Segeberg, dort ist er wegen seiner Naziaktivitäten schließlich rausgeflogen. Vor dem Hintergrund, dass Hoffmann keinen wirklichen Wahlkampf entfaltete, gab es auch keine antifaschistische motivierte Aktivitäten gegen ihn. Dass Hoffmann, der gleichzeitig auch für die Bundestagswahl im Kreis Pinneberg kandidierte und dort 0,3% der Stimmen erreichte, in mehreren Lokalzeitungen großflächig Gelegenheit zur Selbstdarstellung bekam, ist, auch wenn Hoffmann dort keinerlei faschistische oder rassistische Äußerungen tätigte, dennoch ärgerlich.