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Griechenland brennt!

Am heutigen Donnerstag demonstrierten um 18 Uhr rund 50 GenossInnen durch die Kieler Innenstadt um ihre Solidarität mit dem ermordeten Griechen Alexis Grigoropoulos zu verkünden.
Wir sind der Meinung, dass es in dieser Zeit immer wichtiger wird, sich gegen staatliche Repression zu erheben und Polizeigewalt entgegenzutreten. Das Motto des „Freund und Helfers“ ist schon seit Jahrzehnten überholt (wenn es denn irgendwann mal Sinn ergeben hat) und eine generelle Kritik an dem Polizeiorgan ist zwingend notwendig. Missbrauch von Autoritätsprivilegien stehen an der Tagesordnung und eine gerechte Strafverfolgung ist in den seltensten Fällen erfolgreich.

Im Folgenden findet ihr den Aufruf zur heutigen Soli-Demo in Kiel:

Griechenland brennt!

Am vergangenen Samstag wurder der 15-jährige linke Jugendliche Alexis Grigoropoulos im alternativen Athener Stadtteil Exarchia von einem griechischen Polizisten durch einen Pistolenschuss ermordet. Dieses traurige Ereignis war der Auslöser für einen seit Tagen andauernden militanten Aufstand zehntausender Menschen, der sich von Athen über Thessaloniki mittlerweile auf ganz Griechenland ausgeweitet hat.

Dieser Aufstand, der unter anderem von anarchistischen Gruppen getragen wird, gedeiht auf der Grundlage von sich – nicht zuletzt im Zuge der weltweiten Finanzkrise – seit Monaten verschärfenden Protesten gegen die zahlreichen sozialen Missstände in Griechenland:
SchülerInnen, LehrerInnen und Studierende kämpfen für die Ablösung des mittelalterlichen Bildungssystems und eine Zukunftsperspektive, in den Knästen befinden sich weite Teile der Gefangenen im Hungerstreik gegen die menschenverachtenden Haftbedingungen. Die ArbeiterInnen rüsten sich für einen landesweiten Generalstreik. Die rechte Regierung weiß auf die brodelnden sozialen Kämpfe standesmäßig nicht anders zu reagieren als mit brutaler staatlicher Repression. In diesem Zusammenhang muss der Tod von Alexis‘ und der ausgelöste Flächenbrand betrachtet werden.

Wir wollen unsere Solidarität mit den kämpfenden Menschen in Griechenland bekunden. Wir sind wütend darüber, dass mal wieder ein Mensch in einer Auseinandersetzung mit der Polizei sterben musste, weil er ihre Autorität nicht anerkannt hat. Wir sind an der Seite derjenigen, die nun ihre Trauer zu Widerstand gegen den traditionell faschistoiden Polizeiapparat und die menschenfeindlichen Lebensbedingungen im Kapitalismus wandeln und den Versuch unternehmen, die staatliche Ordnung ins Wanken zu bringen. Wir sind zuversichtlich, dass die rechte Regierung gestürzt werden kann und hoffen auf noch viel, viel mehr…

Aber wir gehen nicht nur auf die Straße, weil wir unsere Solidarität mit den GenossInnen in Griechenland ausdrücken wollen, sondern auch, weil wir wissen, dass Polizeigewalt und soziale Missstände nicht griechische, sondern allgemeine Phänomene sind, deren Wurzeln in einem kapitalistischen System liegen, von dessen negativen Auswirkungen wir hier in Deutschland – wenn auch in erheblich unterschiedlichen Qualitäten und Ausprägungen – genauso betroffen sind, wie ein Großteil der Menschen weltweit.

Wenn wir für die griechischen GenossInnen auf die Straße gehen, sind wir ebenfalls auf der Straße für alle Opfer von staatlicher Gewalt. Und wir fühlen uns auch deshalb verbunden mit den trauernden Angehörigen von Alexis, weil wir wissen, dass auch in Deutschland PolizistInnen von Amtswegen her Menschen ermorden dürfen, ohne dass sie jemals zur Rechenschaft gezogen werden:
Am vergangen Montat wurden diejenigen Dessauer Polizeibeamten freigesprochen, die vor knapp drei Jahren mit offensichtlich rassistischen Motiven dafür verantwortlich waren, dass Oury Jalloh an Händen und Füßen gefesselt in einer Gefangenenzelle verbrannt ist.

Und wir gehen nicht zuletzt deshalb auf die Straße, weil wir die sozialen Kämpfe, die derzeit in Griechenland toben, für eine adäquate Antwort halten auf die Zwänge und Normen, die Ausbeutung und Unterdrückung, denen auch wir alltäglich die Möglichkeit eines menschenwürdigen und befriedigenden Lebens zugunsten eines rassistischen, patriarchalen und kapitalistischen Systems opfern müssen.

Internationale Solidarität gegen mörderische Repression und kapitalistische Zumutungen!
Für eine revolutionäre Perspektive!

V.i.S.d.P.: Kostas Kordalis – Holzweg 7 – Kiel