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Neumünster

20.4.12: Antifa-Kundgebung in Neumünster

THEY SHALL NOT PASS!
Antifaschistische Mobilisierungs-Kundgebung am 20.04.12 in Neumünster

Am 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiter_innenbewegung, will
die NPD in Neumünster aufmarschieren. Die Stadt an der Schwale erscheint
aus extrem rechter Perspektive als Reiseziel verlockend, weil hier eine
lange Kontinuität neonazistischer Strukturen besteht, die von der
Kampfsportschule Athletik Klub Ultra über die Kneipe Titanic bis zum nun
seit 15 Jahren bestehenden Club 88 reicht.

Die antifaschistischen Vorbereitungen darauf, den vermeintlichen
Höhepunkt des NPD-Wahlkampfs zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein zum
Desaster werden zu lassen, laufen auf Hochtouren: die Straßen werden mit
Aufklebern, Plakaten oder kreativen Malereien verschönert, endlose
Gespräche geführt, Werbung im Internet verbreitet, etc. Darüber hinaus
finden in sämtlichen großen Städten Schleswig-Holsteins, aber auch in
Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen Infoveranstaltungen über das
Konzept des Antifa-Bündnisses statt.

Um den Nazis schon einmal einen Vorgeschmack auf den 1. Mai zu geben,
den Aufruf des Antifa-Bündnisses noch weiter zu verbreiten und die
Menschen für den Kampf gegen den rassistischen Wahlkampf in ihrer Stadt
zu sensibilisieren, rufen wir euch dazu auf, am 20. April nach
Neumünster zu kommen. Aufgrund des Datums besteht die Möglichkeit, dass
auch einige Nazis aus der näheren Umgebung nach Neumünster kommen. Ein Grund mehr, antifaschistische Präsenz zu zeigen.
Die Ver­nich­tung des Fa­schis­mus mit­samt sei­ner Wur­zeln bleibt unser Ziel!

Datum: 20.04.12
Ort: Großflecken/ Ecke Lütjenstraße
Uhrzeit: 15 Uhr

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Club88 Neumünster

NMS: Im Frühling grünt es so schön… AKTUALISIERT!

2. Update: Im Kreis Segeberg wurden „schon“ die ersten NPD-Plakate aufgehängt, jedoch binnen 24 Stunden von Antifaschist_innen wieder entfernt. Mehr dazu hier.

Update: Inzwischen ist bekannt geworden, dass auch das Auto bzw. die Wohnung des Vorsitzenden des NPD-Kreisverbands Segeberg-Neumünster, Daniel Nordhorn (siehe link), Bekanntschaft mit grüner Farbe gemacht hat. Mehr dazu hier.

In zeitlicher Nähe zum Internationalen Tag gegen Rassismus gab es in Neumünster einiges zu hören und zu sehen. Einerseits fand am 21.3.12 unter dem Motto „Jetzt. Es ist 5 vor 12!“ eine Kundgebung verschiedener Vereine und Parteien statt, bei dem Trillerpfeifen und Topfdeckel für die nötige akustische Untermalung dienten (siehe KN-Artikel). Andererseits wurde die antifaschistische Kampagne „Farbe bekennen- Den rassistischen Wahlkampf in Schleswig Holstein sabotieren!“ eröffnet, indem in der Nacht von Freitag, den 23.3.12 auf Samstag, den 24.3.12 der Club 88 grün eingefärbt und mit der Parole „Farbe bekennen gegen Nazis“ versehen wurde. (Infos zur Kampagne, zum Auftakt hier). Da die NPD-Liste leider zur Wahl zugelassen wurde, dürfen wir uns immerhin auf einen farbigen (Anti-)Wahlkampf freuen.

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Neumünster Regional

28.03.2012: Info-Veranstaltung zum Naziaufmarsch in Lübeck

Zum Naziaufmarsch in Lübeck (siehe hier) gibt es im KDW am 28.03.2012 ab 17:30 Uhr eine kleine Info-Veranstaltung, um einen Überblick über den Aufmarsch und die Gegenaktivitäten zu bekommen und eine mögliche gemeinsame Anreise zu planen. Danach geht’s am gleichen Ort weiter mit der Info-Veranstaltung zu NSU und rechtem Terror in der BRD.

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Club88 Neumünster Regional

28.02.12: Bündnis-Veranstaltung zum Naziterror

Podiumsdiskussion zum Thema Naziterror der NSU und Parallelen zu Schleswig-Holstein
„Was durch Wegschauen passieren kann“
Di, 28. Februar 2012, ab 19 Uhr in der Sportklause des SC Gut Heil „Schillers“

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Allgemein Neumünster Regional

Emmi Burmeister verstorben

Emmi Burmeister war das älteste Mitglied der VVN-BdA in Schleswig-Holstein, nun starb sie nach kurzer, schwerer Krankheit im 97. Lebensjahr. Anlässlich dieses traurigen Ereignisses veröffentlichen wir hier einen Brief, den sie am 24.04.2007 anlässlich der Stolperstein-Verlegung für Rudolf Timm verfasst hat.

„Ich bin jetzt 93 Jahre alt und kann leider nicht mehr von Niendorf, wo ich wohne, hierher in meine Heimatstadt Neumünster kommen, wenn für Rudolf Timm, den ich sehr gut kannte, endlich auch ein Stolperstein gelegt wird. Es ist mir ein Bedürfnis und ich bin es Rudolf schuldig , dass ich meine Erinnerung an ihn aufschreibe und jemanden bitte. dass sie an meiner Stelle verlesen wird.

Rudolf war Kommunist und ein großer Freund der Jugend. Ich selbst war damals 16/17jährig dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) beigetreten. Bei uns Jugendlichen war Rudolf sehr beliebt. Er war kein großer Redner, aber wir verstanden ihn. Aus ihm sprach eine große innere Überzeugung, die wir mit ihm teilten, dass die Nazis schlecht für unser Land waren.

Wie Recht er hatte, denn die schlimmsten Auswirkungen dieses verbrecherischen Systems hatte er noch nicht einmal selbst erlebt. Er wurde schon 1934 im Gefängnis am Haart von den Nazis heimtückisch ermordet. Sein Mord wurde als Selbstmord im „Holsteinischen Courier“ hingestellt.
Nur einige Wochen später wurde Christian Heuck, damals gewählter Reichstagsabgeordneter der KPD auf die gleiche Weise im Stadtgefängnis in der Boostedter Straße ermordet.

Nach dem Mord an Rudolf begann in Neumünster eine große Verhaftungswelle. Zu den Verhafteten gehörte auch mein Vater und ich selbst kurz danach. Wir und mit uns die vielen anderen Jugendfreunde und Genossen waren zunächst in Neumünster inhaftiert, wurden aber dann an andere Haftanstalten und Lager aufgeteilt. Vielen kamen ins Lager Kuhlen bei Rickling.

Mein Vater kam ins berüchtigte Lager Papenburg und blieb dort zwei Jahre. Ich blieb in Neumünster und wurde dann wegen einer schweren Erkrankung meiner Mutter und auf Fürsprache eines Pastors nach 6 Monaten entlassen. Das war eine schwere Zeit damals. Meine Mutter ist aus Kummer über die Inhaftierung ihrer Tochter und ihres Mannes und wegen der andauernden Verhöre und Hausdurchsuchungen durch die politische Polizei so schwer erkrankt, dass sie dem Tode nahe war.

Mir ist alles, was damals geschah so gegenwärtig als wäre es erst gestern gewesen. Nun bin ich 93 Jahre alt und höre und lese fast täglich von Übergriffen der Neonazis auf Menschen mit anderer Hautfarbe und anderer Länder, von fast wöchentlichen Aufmärschen in deutschen Städten, vom Naziclub 88 in Neumünster, meiner Heimatstadt. Sogar in den Parlamenten sind sie schon wieder vertreten.

Dass es soweit wieder kommen konnte, bereitet mir auf meine alten Tage große Sorgen. Sollen meine Enkel und Urenkel, von denen ich mehrere habe, dies alles noch einmal erleben müssen? Noch haben wir die Möglichkeit uns gegen das weitere Erstarken der Nazis zu wehren. Meine Bitte an al1e die zuhören: Lasst es nicht wieder soweit kommen. Erzählt allen, wie das war damals, auch wenn wir. die das erlebt haben, es nicht mehr tun können.

Die Wahrheit darf nicht sterben.

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Neumünster

NMS: Fensterscheiben des LINKEN-Büros eingeworfen

Die LINKE berichtet, in der Nacht von Sonntag, den 29.01.2012 auf Montag, den 30.01.2012 sei auf ihr Büro in Neumünster ein Anschlag verübt worden. Bisher unbekannte Täter_innen hätten die Fensterscheibe mit einem Pflasterstein eingeworfen. Ein Sprecher der Partei vermutet einen Zusammenhang mit den angekündigten Aktivitäten seiner Partei gegen den geplanten NPD-Aufmarsch am 01. Mai und ruft in dem Zusammenhang dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen, sondern nun erst recht dazu zu sorgen, dass der 01. Mai nazifrei bleibe.

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Club88 Neumünster Titanic

27.01.12: Bündnis ruft auf zur Kranzniederlegung am Holocaust-Gedenktag

Wir dokumentieren einen Aufruf des Bündnisses gegen Rechts Neumünster zum „Holocaust-Gedenktag“ am 27.01.2012:

„Kommt zur Kranzniederlegung am Freitag, 27. Januar 2012,
um 16:00 Uhr, an der Gedenktafel am Rathaus Neumünster!
Zeigt eure Abscheu gegenüber den Verbrechen der Nazis!

Im Bündnis gegen Rechts (BgR) arbeiten seit mehr als 12 Jahren antifaschistisch eingestellte Menschen aus unterschiedlichen Gruppen und Einrichtungen zusammenarbeiten, um dem Widererstarken rechtsextremistischer Ideologie und der Neonazis in Neumünster entgegenzutreten. Es begrüßt deshalb die Entscheidung der Stadtverwaltung, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vor der Mahntafel „1933“ am Rathaus einen Kranz niederzulegen. Das Bündnis ruft die Menschen in Neumünster und Umgebung auf, an dieser Gedenkveranstaltung teilzunehmen.

„Wir freuen uns, dass Dr. Tauras die Initiative des Runden Tisches für Toleranz und Demokratie aufgegriffen hat und am Nachmittag des 27.01.2012 um 16:00 Uhr eine Ansprache halten wird, um der Opfer des Naziregimes zu gedenken und dabei die Opfer der heutigen Naziterroristen mit einzuschließen.“

Mit dieser Gedenkveranstaltung, die in Neumünster erstmalig stattfindet, setzt der Oberbürgermeister das richtige Zeichen gegen die Holocaust-Leugner des Club 88, gegen den geplanten Aufmarsch der Neonazis am 01. Mai 2012, aber auch gegen das Vergessen und Verdrängen der beispiellosen Verbrechen, die in den Jahren des Naziregimes in und durch Deutschland geschehen sind. Auch in Neumünster wurden Gewerkschafter, Kommunisten und Sozialdemokraten, bekennende Christen, Juden, Behinderte und andere verschleppt, gequält und in Zuchthäusern und KZs ermordet. Auch aus Neumünster wurden tausende junge Männer in einen verbrecherischen Krieg geschickt, der sie zu Mördern und oft gleichzeitig zu Opfern werden ließ. Ihnen allen gilt unser Gedenken.

Es gilt aber auch die Mahnung:
„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. Wehret den Anfängen!“

Es gibt in Neumünster mit dem Club 88 einen Treffpunkt von Neonazis, der bundesweite oder zumindest norddeutsche Ausstrahlung hat, und in dem – wie wir von besorgten Eltern wissen- regelmäßig Schulungen mit Jugendlichen durchgeführt werden.
Dieser Schandfleck muss endlich weg, fordert das Bündnis und eröffnete zum Neujahrsempfang mit einem Offenen Brief an Stadtverwaltung und Ratsversammlung erneut die Diskussion um die in Neumünster vorhandenen Nazistrukturen Club 88, Titanic und Athletik-Klub Ultra. Durch die provokante Anmeldung einer 01.Mai-Demonstration der neofaschistischen NPD in Neumünster wurde die begonnene Diskussion forciert, und es wird spannend, mit welchen Argumenten und Vorschlägen sich die verschiedenen Akteure am Runden Tisch der Stadt zu Wort melden werden, wenn dieser am 16. Februar erneut zusammentreten wird.

Wir erwarten allerdings, dass sich zuvor bereits die Ratsversammlung auf die Verabschiedung einer „Resolution gegen Rechtsextremismus“ einigen kann, die von der SPD-Ratsfraktion eingebracht werden wird, und zwar in der für dieses Thema gebotenen Einmütigkeit: „Für ein demokratisches und weltoffenes Neumünster – gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung“ (aus dem SPD-Antrag).

Für das Bündnis gegen Rechts Neumünster: Dr. Christof Ostheimer, c/o ver.di-Bezirk Südholstein, Kaiserstraße 11-19, 24534 Neumünster, Telefon: 04321-707 65 – 1“

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Allgemein Neumünster

Fr, 09.12.2011: Soli-Konzert für Flüchtlinge (mit The Rush)

Leider sind auch – und vor allem – in Neumünster rassistische Ausgrenzung und brutale Abschiebepraxis trauriger Alltag. Dennoch wurde das Thema „Bleiberecht für alle“ bisher nur selten aufgegriffen, zumeist im Zusammenhang mit konkreten Fällen. Beispielsweise gab es im Jahre 2005 eine mehr als einwöchige Mahnwache gegen die Abschiebung der Familie Kocan (Infos dazu siehe http://www.gegenwind.info/203/mahnwache.html). 2006 wurde in der Landesunterkunft für Flüchtlinge in Neumünster am Haart die „Gemeinschaftsunterkunft für Ausreisepflichtige“ eröffnet, die im Endeffekt nichts anderes ist als ein Abschiebezentrum, auch wenn versucht wird, diese Tatsache durch einem bürokratischen Euphemismus zu verschleiern.
Bereits am 18.3.2006 gab es in Neumünster deswegen eine Demonstration (hier findet ihr den sehr informativen Aufruf: www.netzwerk-asyl.de/downloads/nms060318a.pdf). Zwar wurde das Thema danach noch im Rahmen einiger Antifa-Demos durch Redebeiträge thematisert, ist aber leider aus dem Fokus linksradikaler Politik in Neumünster verschwunden.

Die Bonhoeffer-Gemeinde (Tizianstraße 9) gegenüber der Landesunterkunft bietet seit einigen Jahren das Café „vis à vis“ als Kontakt- und Anlaufstelle für Flüchtlinge an. In diesem Rahmen finden Beratungen etwa zum Asyl- und Aufenthaltsrechts genauso statt wie verschiedene Informationsveranstaltungen, die auch für Nachbar_innen und andere Interessierte geöffnet sind. (hier siehe http://www.diakonie-altholstein.de/index.php?seid=131). In eben diesem Bonhoeffer-Haus gibt es am Freitag, den 09.12.2011 frei nach dem Motto „Refugees welcome“ ein Soli-Konzert mit der jungen Punkrock-Band THE RUSH (check out http://de-de.facebook.com/TheRush.NMS?sk=info). Beginn ist 19 Uhr, Eintritt ist frei!


Quelle der Graphik: http://a8.sphotos.ak.fbcdn.net/hphotos-ak-snc7/302228_10150781720530713_425337130712_20387769_2448837_n.jpg

Hier schon mal eine kleine Kostprobe

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Club88 Neumünster

Artikel der Jüdischen Allgemeinen über den Club88

Unter Kameraden
Als amerikanischer Jude zu Besuch in einem Neonazi-Treff
01.12.2011 – von Tuvia Tenenbom

In Hamburg wurde mir erzählt, dass es in Neumünster einen Laden namens »Club 88« gibt. Die Zahl 88 steht für HH, Heil Hitler.

Club 88. Waren Sie jemals da? Von außen sieht er vielversprechend aus. Problem: Er ist geschlossen. Die schwarzen Türen reagieren nicht auf meine Versuche, sie zu öffnen. Aber Juden, kann ich Ihnen verraten, hätten nicht Tausende von Jahren im Exil überlebt, wenn sie nicht geduldig gewesen wären. Ich habe Geduld. Und Geduld zahlt sich aus.

Frank, der Besitzer des Clubs 88, kommt angefahren. Er parkt seinen Wagen und sagt »Heil Hitler!« Wir sind im Geschäft. Er sperrt die Türen weit auf. Und es kommen mehr Leute. Anhänger der Bewegung.

rein arisch Ich erzähle meinen neuen Freunden, dass ich Computeranalyst aus den Vereinigten Staaten bin. Meine Eltern sind beide Deutsche, erkläre ich, aber nach Amerika ausgewandert, als ich ein Jahr alt war. Ich heiße Tobias und bin rassereiner Arier. Nach Deutschland bin ich gekommen, um meine Wurzeln wiederzufinden, außerdem hätte ich gerne eine von den »Club 88«-Mützen, die es in dem Lokal gibt. Den Zuhörern gefällt, was ich sage, ich sehe es an ihren Augen. Ich suche die Mütze aus, in der ich am bescheuertsten aussehe, und setze sie auf. Ah, wie gut, zu seinen Wurzeln zurückzukehren! Sieg Heil, Freunde. Wenn mich nur unser Führer Adolf Hitler jetzt sehen könnte.

Frank scheint mich zu mögen. Möchte ich blauen Likör trinken? Schmeckt sehr gut, sagt er. Alles, was ich mag. Geht aufs Haus. So viel ich will. Der Club 88 heißt seinen verlorenen Sohn willkommen. Tobias. Mich. Frank, muss ich sagen, ist freundlich, sympathisch, lächelt immer und ist sehr herzlich. Und er ist reinlicher als Gott. Während er mit mir redet, entfernt er ständig jeden Schmutzfleck, den er finden kann. Vielleicht hassen die Linken ihn und seine Freunde deshalb.

Möchte ich einen Energy-Drink? Alles für den Gast. Da ich die meiste Zeit meines Lebens leider außerhalb des Vaterlands gelebt habe, ist mir natürlich vieles entgangen. Frank ist gern bereit, die Lücken in meiner kulturellen Sozialisation zu füllen. Er holt Bücher. Hier ist eines über Juden. Mit Bildern, Illustrationen, Tabellen und anderem wissenschaftlichen Kram. Ein Lehrbuch. Keine Fiktion. Das ist Realität.

Judenstempel Hier, zeigt er mir, ist das Bild des jüdischen Teufels. Es ist ein Stempel. Er erklärt: »Die Juden, die die Welt beherrschen, stempeln damit alles, was ihnen gehört. Wenn du diesen Stempel siehst, weißt du, dass du unter der totalen Kontrolle der Juden stehst.« Ob der Stempel mich an etwas erinnere, fragt er. Nicht wirklich. Er holt seinen deutschen Personalausweis heraus, dreht ihn um, dreht auch die Abbildung auf der Rückseite um.

Er legt das Bild neben das in seinem Buch – es heißt, wenn ich mich nicht irre, Das Deutschland Protokoll – und zeigt mir die Ähnlichkeiten zwischen dem jüdischen Teufel und dem Kopf auf der Rückseite des Ausweises. Praktisch identisch. Ob er mir das Bild erklären kann? Gern. Oben zwei Hörner. Juden haben von Natur aus Hörner. In der Mitte unten eine lange Nase, ein weiteres jüdisches Merkmal, wie man auf der ganzen Welt weiß. Ja, der Jude beherrscht Deutschland. Und Amerika auch, falls ich das bezweifelt haben sollte.

Lassen wir mal einen Moment die Juden beiseite. Was hält Frank von Obama? »Obama ist ein Nigger und soll nach Afrika gehen!« Frank kommt wieder auf die Juden zu sprechen, seine wahre Leidenschaft. »Es sind im Zweiten Weltkrieg keine sechs Millionen Juden umgekommen. Man braucht 72 Minuten, um einen Menschen zu vergasen und zu verbrennen. Wie hätte man so viele so schnell verbrennen können? Was ich jetzt sage, könnte mir sechs Jahre Knast einbringen, wenn die Polizei es hören würde.«

Okay, reden wir über Juden. Was soll man mit denen von heute machen? »Sie umbringen!« »Es gibt Millionen Juden in Deutschland.« Wie viele Millionen? »Mindestens eine Million!« Frank kennt sich gut in der Politik aus. Weiß alles. Was hält er von, sagen wir mal, Helmut Schmidt? »Er ist gut.« Ist er Jude? »Nein.« Ich habe gehört, er sei einer. »Wirklich? Scheiße!«

menschenopfer Frank bietet seinem Gast jetzt Bier und Weinbrand an, kostenlos. Er redet weiter. »Die Juden, die sich selbst für Kinder Gottes halten, haben früher ihre eigenen Kinder ihrem Gott geopfert. Das ist eine bekannte Tatsache. Heute nehmen sie Puppen und praktizieren damit ein Opferritual. Als George Bush Präsident war, haben jüdische Führer im Beisein von ihm und anderen Weltpolitikern ein solches Ritual durchgeführt. Es wurde gefilmt und ist auf YouTube abrufbar.«

Wo auf YouTube? Frank öffnet seinen Laptop, um mir den YouTube-Clip zu zeigen. Es dauert. Sehr lange. Er kann den Clip nicht finden. Vielleicht hat ein Jude aus Berlin ihn geblockt. Aber kein Grund zur Sorge. Frank hat den Clip auf DVD zu Hause. Vielleicht komme ich ja wieder. »Hast du den Juden Michel Friedman gesehen? Leicht zu erkennen, dass er Jude ist, wegen seiner Frisur. Juden haben andere Frisuren. Lockige Frisuren. So ist das bei den Juden.« Ich freue mich, wie einfach es ist, Juden zu erkennen.

netter nazi Frank will keinen Ärger, sagt er. Er möchte nur Frieden und Liebe. Deutschland, Österreich, Dänemark und andere Länder müssen vereinigt werden, weil sie ein Land sind, ein Volk. Es ist wichtig, die weiße Rasse zu vereinen und zu schützen. Aber nicht die Polen. Und, übrigens, um der historischen Wahrheit willen, sollte man wissen, dass »Deutschland nie in Polen eingefallen ist. Das ist eine Lüge.

Worauf es ankommt, ist die Familienehre, die Liebe zu den Brüdern und Schwestern, das zählt. Und die Juden loszuwerden, ein für alle Mal. Diese Intriganten, Kreaturen, die ein Märchen über einen angeblichen Holocaust erfunden haben, damit sie aus Deutschland Milliarden von Euro und vier U-Boote auspressen konnten. Und dann, als sie noch mehr Geld wollten, haben sie das World Trade Center bombardiert und die Amerikaner dazu gebracht, für sie zu kämpfen.«

Was mir an Frank am meisten auffällt, ist, dass er eigentlich ein sehr angenehmer und großzügiger Mensch ist. Bevor ich hierher fuhr, wurde ich vor den Gefahren gewarnt, die mir drohen könnten, sobald ich die Schwelle zum Club 88 überschreiten würde. Leute sehen Neonazis im Fernsehen und glauben, es seien Bestien. Von wegen. Frank, wie die anderen Leute in dem Club, ist kein Massenmörder. Ganz im Gegenteil: Er ist freundlich und äußerst herzlich. Er bietet mir Getränke aufs Haus an, kümmert sich ständig um mich und lächelt immer.

gaskammerlied Manchmal singt er gerne. Er trällert mir ein Lied vor, mit einer romantischen Melodie: »Wir haben Krematorien, und in jedem steckt ein kleiner Jude …« Er lächelt, während er singt. Er hat übrigens eine gute Stimme. Und ich denke bei mir: Wahrscheinlich wurden meine Angehörigen so in den Tod geschickt. Mit einem Lied und einem Lächeln.

Zeit zu gehen. Frank posiert für ein Foto mit mir, dem amerikanischen Computeranalysten. Wir schütteln uns die Hände und umarmen uns. »Ich liebe mein Volk. Ich liebe meine Familie, und ich liebe mein Land«, sagt er mir, bevor ich rausgehe. »Alles, was ich will, ist, sie zu schützen.«

Er ist ein Gläubiger, wie jeder Kirchgänger, den man am Sonntag morgens beim Gebet trifft. Beide wollen das Beste für ihre Familien, beide hängen an ihrem Glauben, und beide, fällt mir jetzt seltsamerweise auf, glauben an tote Juden.

Unsere Wege trennen sich, und ich fahre zurück nach Hamburg.

Tuvia Tenenbom ist Autor und Leiter des »Jewish Theater of New York«. Der Text ist ein übersetzter Auszug aus seinem neu erschienenen Buch »I Sleep in Hitler’s Room: An American Jew visits Germany«, erhältlich bei Amazon.com oder JewishTheater.org. (Taschenbuch 15,99 US-$, eBook 9,99 US-$) Auf Deutsch erscheint das Buch 2012 bei Suhrkamp unter dem Titel »Allein unter Deutschen«, nachdem Rowohlt, wo es ursprünglich herauskommen sollte, etliche zentrale Passagen (darunter dieses Kapitel) nicht veröffentlichen wollte.

Quelle: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/11760


Vermeintlicher Volksgenosse: »Club 88«-Betreiber Frank (l.) mit Tuvia Tenenbom an der Theke. Im Hintergrund die Reichskriegsflagge.

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Club88 Neumünster

Speit auf BnR über den Club-Geburtstag

04.11.2011: In Neumünster feierte der Neonazi-„Club 88“ sein 15-jähriges Jubiläum.

Bis 4.00 Uhr morgens ging die Party. Beste Stimmung soll im „Club 88“ unter den Gästen geherrscht haben. Am vergangen Samstag feierte die braune Szene das 15-jährige Bestehen ihres Zentrums in Neumünster. In der schleswig-holsteinischen Stadt dürfte eines der ältesten Neonazi-Zentren in der bundesdeutschen Republik bestehen. „Gelungene Feier“ schreibt später Alexander von dem Club-Team auf „Mein-SH-Info“.

Auf der Szenewebsite hat das Team um die offizielle Club-Betreiberin Christiane Dolscheid Bilder von der geschlossenen Veranstaltung veröffentlicht. Bestens ausgelassen und gut gelaunt erscheinen die Gäste. Bei den Aufnahmen, speziell von den Frauen, wurden zum Teil die Gesichter entfremdet. Auf der Straße, in der Schule, an der Ausbildungsstelle oder bei der Arbeit möchten die Freundinnen und Freunde des Clubs mit dem eindeutigen Zahlenbekenntnis „Heil Hitler“ wohl nicht erkannt werden.
„Ein rauschendes Fest bis zum nächsten Morgen“

Bei der Anreise zu dem Club mit Außengelände im Stadtteil Gadeland wurden die Club-Besucher von Polizisten kontrolliert. Die Polizei wollte so erfassen, wer anreiste, sagte ein Sprecher der Presse. Und sie wollte so auch „den Zulauf“ begrenzen. Denn Dolscheid hatte 80 Gäste angekündigt. Nur wer eine Einladung vorweisen konnte, durfte durch die Kontrollen. Sechs Personen blieben trotzdem draußen. In ihren Fahrzeugen stellten die Beamten Messer und Schlagstöcke sicher.

Die anderen Gäste nahmen es locker hin. Alexander spricht gelassen auf „Mein-SH-Info“ von zurückhaltendem polizeilichen Handeln. „Mit Fleisch vom Grill und Getränken, zum üblich kameradschaftlichen Kurs, wurde aus der kleinen Feier schnell ein rauschendes Fest bis zum nächsten Morgen“ schwärmt er und freut sich auch darüber, „alte Kameraden“ begrüßt haben zu können, die lange nicht mehr da waren.

An dem Abend waren allerdings laut Polizei nicht alle eingeladenen Personen gekommen. In den vergangen Jahren nahm der Zulauf zu dem Club deutlich ab. Zu Jubiläen waren früher schon mal an die 400 Gäste erschienen. Dass es jetzt weniger als 80 Personen waren, sagt aber nicht viel über die örtliche Szene aus. Das 15-jährige Bestehen des „Clubs 88“ wollten Christiane Dolscheid und ihr Team offenbar gar nicht sehr groß feiern.

Mischszene aus Neonazis und Rocker:
Der Zulauf zum Club am Stadtrand in Neumünster ist rückläufig, weil es schon seit längerer Zeit in der Stadtmitte mit der Gaststätte „Titanic“ einen weiteren Szene-Treffpunkt gibt. Neonazis und Rocker sollen hier immer wieder verkehren. Mit der Hinwendung von Peter Borchert zum Rockerclub „Bandidos“ hat sich diese Mischszene entwickelt. Bevor Borchert sich stark bei den „Bandidos“ engagierte, war er mal NPD-Landeschef, Mit-Club-Betreiber und Kameradschaftskader. Manch weiterer Club-Gänger verkehrt längst in beiden Milieus. Alexander, der mit Nachname Hardt heißt, trägt auch die Kutte der „Bandidos“.

Die Stadt versuchte vor Jahren, der „Club 88“-Betreiberin Christiane Dolscheid die Konzession zu entziehen, scheiterte aber vor Gericht. Ein Grund: Dolscheid, die die „Gemeinschaft Deutscher Frauen“ mitbegründete, ist nicht vorbestraft. Vor dem Laden ist es bisher auch nicht zu Vorfällen gekommen, die eine Schließung ermöglicht hätten. Das Club-Team scheint seine Besucherinnen und Besucher darauf eingeschworen zu haben, sich vor der „eigenen Tür“ zurückzuhalten.

Im Laufe der Jahre haben immer wieder Antifa-Initiativen gegen den „Club 88“ protestiert und vor dem Erstarken der Szene gewarnt. Auf „Mein-SH-Info“ schreibt Alexander zu der Auseinandersetzung mit der Stadt und den Gegenaktionen von Antifa-Initiativen: „Die Betreiberin Christiane hat es geschafft über 15 Jahre, trotz Antifahetze, Polizeirepression und zeitweiligem Konzessionsentzug, mit dem Club 88 einen Anlaufpunkt für Jung und Alt, für Aktivisten und Freunde der Bewegung zu schaffen.“ Von einer möglichen Schließung mag in der Stadt keiner reden.

von Andreas Speit

Quelle: http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/anlaufpunkt-fuer-freunde-der-bewegung