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Trauer um Fritz Bringmann

Mit Fritz Bringmann starb am 31.3.2011 einer der letzten überlebenden aus dem antifaschistischen Widerstand in Schleswig-Holstein.
In zahlreichen Veranstaltungen hat Fritz auch in Neumünster und Umgebung immer wieder über den antifaschistischen Widerstand und seine Haft in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Neuengamme berichtet. Besonderes Anliegen war Fritz dabei immer wieder, auch über die Zeit nach 1945 zu sprechen.
Nach der Befreiung vom Faschismus engagiert sich Fritz weiter gegen den Einfluss von alten und neuen Nazis, gegen drohende Kriegsgefahr und Wiederbewaffnung, ist Mitglied in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Westdeutschland und in der Kommunistischen Partei.
1946 verteilt er mit anderen ehemaligen KZ-Häftlingen in Lübeck Flugblätter mit der Überschrift „Hitler ging/Die Nazis blieben-in Behörden, Ämtern und Betrieben“ und wird dafür im Februar 1946 von einem britischen Militärgericht zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt. Noch im Gerichtssaal und in den umliegenden Straßen werden innerhalb weniger Stunden 280 Mark gesammelt. Der Kassierer im Geschäftszimmer des Gerichtes staunte nicht schlecht, als Fritz noch am selben Tag die fälligen 300 Mark auf den Tisch legt, gesammelt in zahlreichen Fünf- und Zehnpfennigstücken. „Dies war eine Art der Solidarität, wie ich sie auch im Lager erlebt hatte“ sagte Fritz rückblickend.
Während einer der zahlreichen Hausdurchsuchungen die auch nach der Befreiung vom Faschismus bei Fritz und seiner Familie stattfanden, „verschwindet“ anfang der Fünfziger Jahre eine Kartei mit 2000 Namen von belasteten Nazi- und Kriegsverbrechern und taucht nie wieder auf. „Rückschlüsse daraus müsse jeder für sich selbst ziehen“ so Fritz auf einer Veranstaltung in Neumünster vor einigen Jahren.
Fritz hörte nie auf, das Zeitgeschehen zu kommentieren und seinen Beitrag für eine friedlichere Welt zu leisten. Als im März 1999 Deutschland den ersten Krieg nach 1945 führte und sich an den wochenlangen Bombenangriffen auf Jugoslawien beteiligte, schreibt er einen Brief an den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Wie er den jetzt seinen jugoslawischen Kameraden aus den Konzentrationslagern gegenüber treten sollte, jetzt, wo Deutschland nach dem Schrecken den die deutsche Wehrmacht auf dem Balkan hinterlassen haben, wieder Krieg gegen Jugoslawien führte-eine Antwort wird er wohl nie erhalten haben.
Unermüdlich sein Eintreten für eine würdige Gedenkstätte auf dem Gelände des Konzentrationslager Neuengamme, das nach 1945 jahrzehntelang als Gefängnis genutzt wurde. Dieser Einsatz wurde letztlich mit Erfolg gekrönt, im Gegensatz zu vielen seiner Kameraden durfte Fritz die Eröffnung der Gedenkstätte Neuengamme noch miterleben.
Fritz blieb seinen Grundsätzen treu-blieb bis zum ende seines Lebens Antifaschist und Kommunist. Auch wenn sein Lebenswerk auch in der „bürgerlichen“ Öffentlichkeit gewürdigt wurde, so wurde doch der politische Hintergrund seinen Widerstandes gegen Hitler oft verschwiegen oder umgekehrt ausgegraben, um ihm eine Würdigung zu verweigern. So wurde er mehrfach für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen, und genauso oft fand die CDU/FDP Bundesregierung „gewichtige Gründe“ (Innenminister Kanther 1993) ihm diese Auszeichnung zu verweigern. Nach dem Regierungswechsel wurde Fritz im Jahre 2000 dann doch noch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Als vor einigen Jahren eine Neumünsteraner Schülervertretung gemeinsam mit der VVN-BdA eine Vorstellung seiner 2004 erschienenen Autobiographie „Erinnerungen eines Antifaschisten“ an ihrer Schule organisieren wollte, lehnte die Schulleitung die Veranstaltung ab mit dem Hinweis, das die VVN-BdA vom Verfassungsschutz überwacht werde. Fritz intervenierte selbst, sprach mit der Schulleiterin und konnte schließlich doch mit den Schülerinnen und Schülern sprechen, wenn auch nicht im geplanten Rahmen der Buchvorstellung. Die geplante Veranstaltung fand dann an einer anderen Schule mit 350 interessierten Zuschauerinnen und Zuschauern statt.
Wir müssen uns noch dafür entschuldigen, in diesem Text derart zu „politisieren“, wir wussten aber nicht wie wir Fritz Leben anders besser würdigen konnten.

Fritz, du wirst uns fehlen!