Aufgrund der Terminflut rund um die sozialrevolutionäre Vorabenddemo am 30. April und die Gegenaktivitäten zum Naziaufmarsch am 1. Mai haben wir unsere Terminspalte aktualisiert.
2. Update: Im Kreis Segeberg wurden „schon“ die ersten NPD-Plakate aufgehängt, jedoch binnen 24 Stunden von Antifaschist_innen wieder entfernt. Mehr dazu hier.
Update: Inzwischen ist bekannt geworden, dass auch das Auto bzw. die Wohnung des Vorsitzenden des NPD-Kreisverbands Segeberg-Neumünster, Daniel Nordhorn (siehe link), Bekanntschaft mit grüner Farbe gemacht hat. Mehr dazu hier.
In zeitlicher Nähe zum Internationalen Tag gegen Rassismus gab es in Neumünster einiges zu hören und zu sehen. Einerseits fand am 21.3.12 unter dem Motto „Jetzt. Es ist 5 vor 12!“ eine Kundgebung verschiedener Vereine und Parteien statt, bei dem Trillerpfeifen und Topfdeckel für die nötige akustische Untermalung dienten (siehe KN-Artikel). Andererseits wurde die antifaschistische Kampagne „Farbe bekennen- Den rassistischen Wahlkampf in Schleswig Holstein sabotieren!“ eröffnet, indem in der Nacht von Freitag, den 23.3.12 auf Samstag, den 24.3.12 der Club 88 grün eingefärbt und mit der Parole „Farbe bekennen gegen Nazis“ versehen wurde. (Infos zur Kampagne, zum Auftakt hier). Da die NPD-Liste leider zur Wahl zugelassen wurde, dürfen wir uns immerhin auf einen farbigen (Anti-)Wahlkampf freuen.
Vor dem Hintergrund der Frage, ob die Untergrund-Aktivitäten des „Nationalsozialistischen Untergrunds“, der inzwischen traurige Berühmteit erlangt hat, einzigartig waren oder nicht, erscheint folgende Nachricht sehr aussagekräftig: „In Norddeutschland sind 20 Neonazis, gegen die vollstreckbare Haftbefehle vorliegen, untergetaucht. […] in Schleswig-Holstein sind sieben Neonazis untergetaucht, weil sie Körperverletzungsdelikte, Erpressung, Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und neonazistische Propagandadelikte begangen haben […].“ Mehr dazu hier.
Zum Naziaufmarsch in Lübeck (siehe hier) gibt es im KDW am 28.03.2012 ab 17:30 Uhr eine kleine Info-Veranstaltung, um einen Überblick über den Aufmarsch und die Gegenaktivitäten zu bekommen und eine mögliche gemeinsame Anreise zu planen. Danach geht’s am gleichen Ort weiter mit der Info-Veranstaltung zu NSU und rechtem Terror in der BRD.
NPD PLANT AUFMARSCH AM 1. MAI IN NEUMÜNSTER
Wie diese Woche bekannt wurde, hat die NPD für den 1. Mai 2012, dem
traditionellen internationalen Kampftag der Arbeiter_innenbewegung, einen
Aufmarsch in Neumünster angemeldet. Es ist davon auszugehen, dass dies die
zentrale Wahlkampfaktion der bisher schwach aufgestellten neonazistischen
Partei mit entsprechendem Mobilisierungspotential zur bevorstehenden
schleswig-holsteinischen Landtagswahl am 6. Mai 2012 werden soll.
Unabhängig davon, dass die Stadt Neumünster nach eigenen Angaben derzeit
die geringen Erfolgsaussichten eines Demoverbots prüft, rufen wir alle
Antifaschist_innen schon jetzt dazu auf, am 1. Mai alles daran zu setzen,
dass die schleswig-holsteinische Neonaziszene, wie schon bei ihrem letzten
kläglichen Gehversuch in Neumünster am 21. August 2010, nicht einen Meter
weit ihre menschenverachtende Hetze auf die Straße tragen kann, sondern
endgültig dort verschwindet, wo sie hingehört: In der historischen
Versenkung.
KEIN RAUM FÜR RASSISTEN, NATIONALISTEN, ANTISEMITEN – DEN NPD-WAHLKAMPF SABOTIEREN!
NAZIAUFMARSCH AM 1. MAI IN NMS VERHINDERN!
MEDIENBERICHTE:
http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/hoehepunkt-im-npd-wahlkampf
http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/npddemo111.html
http://www.shz.de/nachrichten/top-thema/article//rechtsextreme-planen-mai-demo-in-neumuenster.html (NEU!)
MORE INFO AS SOON AS POSSIBLE
Wer von der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) überrascht wurde oder eine „neue Qualität“ erkennen will, ignoriert die jahrzehntelange Geschichte des rechten Terrors in der Bundesrepublik Deutschland. Seit den fünfziger Jahren haben militante Neonazis organisiert eine Vielzahl an Morden, Brandstiftungen, Banküberfällen und Bombenattentaten begangen. Formen und AkteurInnen, Strategien und Konzepte eines bewaffneten Kampfes von rechts sollen vor-gestellt werden, um möglichst viele Aspekte des Phänomens „Rechtsterrorismus“ zu fassen.
Der Referent Robert Andreasch ist freier Journalist, fotografiert und schreibt für spiegel.de und andere bekannte Medien (so wie für die antifaschistische Zeitschrift Der Rechte Rand) über die süddeutsche Neonaziszene.
Mittwoch, 28. März 2012 | Neumünster | 19 Uhr | KDW (Waschpohl 20)
[nach der um 17.30 startenden Info-Veranstaltung zum Naziaufmarsch in Lübeck am 31.03.]
Donnerstag, 29. März 2012 | Kiel | 20 Uhr | die pumpe, Seminarraum (Haßstr. 22)
Die Veranstaltungen sind Teil der Mobilisierung gegen den Naziaufmarsch am 1. Mai 2012 in Neumünster.
Weitere Infos:
www.aida-archiv.de | nonazisneumuenster.blogsport.de | www.antifa-kiel.org | antifanms.blogsport.de
Sookee, Hiphop-Artist, die sich selbst als „Quing of Berlin“ (weder noch King noch Queen, und trotzdem beides) bezeichnet, kommt am Freitag, den 24.02.2012 in die AJZ Neumünster, um einen Gig zu spielen. An dem Abends gibt’s aber nicht nur gute Musik mit kritischen Texten, sondern auch etwas Input: Sookee hält nämlich auch Vorträge zu (Hetero-)Sexismus im Hiphop. Sie selber äußerte sich dazu in einem Interview wie folgt:
„Ich hab während des Studiums in einem Seminar zu Gender und Sexualität in Subkulturen eine Hausarbeit zum Thema Homophobie in der deutschsprachigen Rap-Szene verfasst. Ich hab mir damals eine handvoll Songs angesagter Rapper und die großen HipHop-Onlineforen angeschaut und versucht herauszuarbeiten, welche Männlichkeitsentwürfe offenbar für die homophoben Haltungen im HipHop grundlegend sind. Die Arbeit wurde dann veröffentlicht und daraus hat sich mittlerweile ein Vortrag entwickelt, der recht gefragt ist.
Da mir aber die Behandlung dieser Thematik nur für die Ohren von Menschen die Akademisch sprechen oder sozialarbeiterisch tätig sind, zu wenig ist, war schnell klar, dass die Szene, aus der ich komme und auf die ich mich – mit meiner Kritik – beziehe, auch ein Statement zu dem Thema vertragen kann. Es wird mir wegen dieses Songs zuweilen Nestbeschmutzung vorgeworfen, aber ich will ja damit nicht HipHop damit dissen, sondern erstens aussprechen, was auch andere aus der Szene, und zweitens weisen sowohl der Vortrag als auch der Song darauf hin, dass HipHop nur so homophob und sexistisch sein kann, wie die Gesellschaft, in der er stattfindet.“
[Quelle: http://maedchenmannschaft.net/sookee-hiphop-kann-nur-so-homophob-und-sexistisch-sein-wie-die-gesellschaft-in-der-er-stattfindet]
Weitere Infos zum Abend unter: http://de-de.facebook.com/events/268963086507556/?ref=nf
Podiumsdiskussion zum Thema Naziterror der NSU und Parallelen zu Schleswig-Holstein
„Was durch Wegschauen passieren kann“
Di, 28. Februar 2012, ab 19 Uhr in der Sportklause des SC Gut Heil „Schillers“
Emmi Burmeister verstorben
Emmi Burmeister war das älteste Mitglied der VVN-BdA in Schleswig-Holstein, nun starb sie nach kurzer, schwerer Krankheit im 97. Lebensjahr. Anlässlich dieses traurigen Ereignisses veröffentlichen wir hier einen Brief, den sie am 24.04.2007 anlässlich der Stolperstein-Verlegung für Rudolf Timm verfasst hat.
„Ich bin jetzt 93 Jahre alt und kann leider nicht mehr von Niendorf, wo ich wohne, hierher in meine Heimatstadt Neumünster kommen, wenn für Rudolf Timm, den ich sehr gut kannte, endlich auch ein Stolperstein gelegt wird. Es ist mir ein Bedürfnis und ich bin es Rudolf schuldig , dass ich meine Erinnerung an ihn aufschreibe und jemanden bitte. dass sie an meiner Stelle verlesen wird.
Rudolf war Kommunist und ein großer Freund der Jugend. Ich selbst war damals 16/17jährig dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) beigetreten. Bei uns Jugendlichen war Rudolf sehr beliebt. Er war kein großer Redner, aber wir verstanden ihn. Aus ihm sprach eine große innere Überzeugung, die wir mit ihm teilten, dass die Nazis schlecht für unser Land waren.
Wie Recht er hatte, denn die schlimmsten Auswirkungen dieses verbrecherischen Systems hatte er noch nicht einmal selbst erlebt. Er wurde schon 1934 im Gefängnis am Haart von den Nazis heimtückisch ermordet. Sein Mord wurde als Selbstmord im „Holsteinischen Courier“ hingestellt.
Nur einige Wochen später wurde Christian Heuck, damals gewählter Reichstagsabgeordneter der KPD auf die gleiche Weise im Stadtgefängnis in der Boostedter Straße ermordet.
Nach dem Mord an Rudolf begann in Neumünster eine große Verhaftungswelle. Zu den Verhafteten gehörte auch mein Vater und ich selbst kurz danach. Wir und mit uns die vielen anderen Jugendfreunde und Genossen waren zunächst in Neumünster inhaftiert, wurden aber dann an andere Haftanstalten und Lager aufgeteilt. Vielen kamen ins Lager Kuhlen bei Rickling.
Mein Vater kam ins berüchtigte Lager Papenburg und blieb dort zwei Jahre. Ich blieb in Neumünster und wurde dann wegen einer schweren Erkrankung meiner Mutter und auf Fürsprache eines Pastors nach 6 Monaten entlassen. Das war eine schwere Zeit damals. Meine Mutter ist aus Kummer über die Inhaftierung ihrer Tochter und ihres Mannes und wegen der andauernden Verhöre und Hausdurchsuchungen durch die politische Polizei so schwer erkrankt, dass sie dem Tode nahe war.
Mir ist alles, was damals geschah so gegenwärtig als wäre es erst gestern gewesen. Nun bin ich 93 Jahre alt und höre und lese fast täglich von Übergriffen der Neonazis auf Menschen mit anderer Hautfarbe und anderer Länder, von fast wöchentlichen Aufmärschen in deutschen Städten, vom Naziclub 88 in Neumünster, meiner Heimatstadt. Sogar in den Parlamenten sind sie schon wieder vertreten.
Dass es soweit wieder kommen konnte, bereitet mir auf meine alten Tage große Sorgen. Sollen meine Enkel und Urenkel, von denen ich mehrere habe, dies alles noch einmal erleben müssen? Noch haben wir die Möglichkeit uns gegen das weitere Erstarken der Nazis zu wehren. Meine Bitte an al1e die zuhören: Lasst es nicht wieder soweit kommen. Erzählt allen, wie das war damals, auch wenn wir. die das erlebt haben, es nicht mehr tun können.
Die Wahrheit darf nicht sterben.“
Die LINKE berichtet, in der Nacht von Sonntag, den 29.01.2012 auf Montag, den 30.01.2012 sei auf ihr Büro in Neumünster ein Anschlag verübt worden. Bisher unbekannte Täter_innen hätten die Fensterscheibe mit einem Pflasterstein eingeworfen. Ein Sprecher der Partei vermutet einen Zusammenhang mit den angekündigten Aktivitäten seiner Partei gegen den geplanten NPD-Aufmarsch am 01. Mai und ruft in dem Zusammenhang dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen, sondern nun erst recht dazu zu sorgen, dass der 01. Mai nazifrei bleibe.