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Club88 Neumünster

Club 88 feiert erstmals seit über 10 Jahren keinen Geburtstag!

Das interessanteste vorweg: Der Club 88 hat auch am 3. Oktober keinen Geburtstag gefeiert.
Am Nachmittag hatten erneut rund 70 AntifaschistInnen auf einer Kundgebung am Hauptbahnhof die Schließung des Nazitreffs Club 88 gefordert und gegen den anstehenden Geburtstag des Club 88 protestiert. Letzteres offenbar mit Erfolg: Wie erwähnt hat der Clubgeburtstag nicht stattgefunden. Zumindest temporär geschlossen war der Club 88 dann auch noch: wie die Internetseite „shz unzensiert“ berichtet, klebten Unbekannte kurz vor dem (erwarteten) Clubgeburtstag Schloss und Tür des Club 88 mit Bauschaum zu.

Zum Hintergrund: Spätestens seit 1999 (!) hatten sich die jährlichen Geburtstagsfeiern des Club Ende September/Anfang Oktober zu einem festen Termin für die (Nord)deutsche Naziszene entwickelt. Damit war es eines der wenigen regelmäßig wiederkehrenden „kulturellen Events“ und daher für die Naziszene von hoher Bedeutung. Bei diesen Feiern, in den ersten Jahren auch noch vollständig ungestört, konnten sich die Nazis meist im ganzen Stadtteil ausbreiten und in Neumünster einen netten Abend verleben.
Was auch immer die Nazis bewogen hat, den Clubgeburtstag nicht zu feiern. Sicher ist eins: Ohne die Proteste, die vor zwei Jahren wieder verstärkt gegen den Nazitreff stattfanden, hätten sie weiter ungestört, und mit Sicherheit auch in diesem Jahr, den Clubgeburtstag gefeiert.
Natürlich können die Nazis die Feier irgendwann nachholen, und solange es den Club 88 gibt, werden sie auch weiterhin in größerem Rahmen dort Feiern. Aber der feste Termin, den sich Nazi X aus Y jedes Jahr braun in seinem Terminkalender anstreichen und ganz in Ruhe nach NMS fahren konnte, der ist in diesem Jahr ausgefallen.

Da die „AG Neumünster“ um Alexander Hardt, Manuel Fiebinger, Martin Hoffmann, Nico Seifert etc. bereits vor einigen Monaten bei fortgesetzten antifaschistischen Aktivitäten weitere Anschläge ankündigten, wollen wir an dieser Stelle nochmals alle auffordern, sich über Selbstschutz vorbeugend und nachhaltig Gedanken zu machen.
Des weiteren ist eine nachgeholte Clubfeier durchaus möglich, achtet daher auf Ankündigungen.

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Neumünster

NPD-Wahlergebnisse in Neumünster

In Neumünster erreichte die NPD bei den Landtagswahlen 2005 mit 3,1% der Stimmen noch das, aus ihrer Sicht, beste Ergebnis in S-H. Bei diesen Landtagswahlen hat sich der Abwärtstrend auch in Neumünster bestätigt. In ganz S-H erreichte die faschistische Partei gerade noch 0,95% der Stimmen und erhält damit nicht einmal ihre Wahlkosten zurückerstattet. In Neumünster fiel die NPD von erwähnten 3,1% auf 1,4%, womit die Verluste mit etwas mehr als die Hälfte der Stimmen noch über den Landesdurchschnitt lagen, wo die Nazis ziemlich genau 50% der Stimmen verloren. In realen Zahlen ausgedrückt, so wählten in diesem Jahr „nur“ noch 573 NeumünsteranerInnen Nazis, während dies 2005 noch 1203 Personen waren.
Das Ergebnis für die NPD ist damit aber im Landesdurchschnitt weiterhin eines der „besten“ Ergebnisse für die NPD, allerdings nicht mehr wie 2005 das mit Abstand beste Ergebnis. Mit je 1,5% erreichte die NPD in zwei Wahlkreisen in SH (Lübeck West und Kiel Ost) knapp „bessere“ Ergebnisse als in Neumünster.
Einen Direktkandidaten für die Landtagswahlen hatte die NPD in Neumünster nicht aufgestellt. Dafür trat der Club 88-Verteidiger und Naziesoteriker Rolf Hoffmann als parteiloser Einzelkandidat an (1) und erreichte genau 1% der Stimmen, ungefähr das Ergebnis, welches auch die NPD Direktkandidaten in SH erreichen konnten.
Bei den zeitgleich stattfindenden Bundestagswahlen erreichte die NPD im Wahlkreis Neumünster-Plön 1,1% der Zweitstimmen, und mit ihrem Direktkandidaten Jens Lütke ebenfalls 1,1%. Im Stadtgebiet Neumünster erreichte Lütke allerdings 1,58% der Stimmen, womit das Ergebnis leicht über dem der Zweitstimmen bei der Landtagswahl lag. Lokale „Spitzenergebnisse“ erreichte Lütke in den Wahlbezirken Rudolf-Tonner Schule in Tungendorf mit 3,64% und im Wahlbezirk Johann-Hinrich-Fehrs Schule mit 3.42%. Das schlechteste (bzw. aus antifaschistischer Sicht) beste Ergebnis im Wahlbezirk Timm-Kröger Schule in Brachenfeld mit 0,37% und ganzen 2 WählerInnen.
In Gadeland erreichten die Nazis schlechte bis mittlere Ergebnisse, anscheinend können sich dort 13 Jahre Club 88 zumindest nicht in Wahlergebnissen ausdrücken.
Der Vollständigkeit halber, auf wenn der NPD Kreisverband Neumünster-Segeberg dieses Ergebnis bereits jubelnd verkündete: Bei den U18 Wahlen erreichte die NPD im Wahlkreis Neumünster-Plön 4,17%. Ein Ergebnis knapp unter dem Bundesdurchschnitt, welches aber trotzdem Anlass zur Sorge ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Abwärtstrend der NPD trat in Neumünster sogar noch etwas deutlicher zutage als im Landesdurchschnitt, das Ergebnis bleibt dennoch überdurchschnittlich. Wahlergebnisse und auch das Auftreten der NPD ist nach wie vor bei weitem nicht das größte Problem des „Rechtsextremismus“ in Neumünster, der klägliche Wahlkampf verweist aber auf ein anderes Problem: den Schulterschluss zwischen dem NPD Kreisverband Neumünster-Segeberg, der auch weiterhin nicht öffentlich in Erscheinung getreten ist, und Nazis aus dem Umfeld der „Freien Kameradschaften“, heutzutage dann eher als sog. „Autonome Nationalisten“ bekannt. Letztere organisierten z.B. das Aufhängen der Wahlplakate, wobei sich besonders Nico Seifert, sowohl Mitglied der NPD als auch deren Jugendorganisation JN, hervortat.

(1) Erwähnter Rolf Hoffmann lebt als „Ökobauer“ in Großenapse. Der 74 jährige ist bekennender Besucher des Club 88 und verteidigte diesen in mehreren Leserbriefen im Holsteinischen Courier. Des weiteren ist der Mitbegründer der Grünen in SH in der Vergangenheit in mehreren rechtsextremen Organisationen aktiv gewesen und hat als Autor für einschlägige Zeitungen gearbeitet. Vor einigen Jahren war Hoffmann kurzzeitig Mitglied der WASG im Kreis Segeberg, dort ist er wegen seiner Naziaktivitäten schließlich rausgeflogen. Vor dem Hintergrund, dass Hoffmann keinen wirklichen Wahlkampf entfaltete, gab es auch keine antifaschistische motivierte Aktivitäten gegen ihn. Dass Hoffmann, der gleichzeitig auch für die Bundestagswahl im Kreis Pinneberg kandidierte und dort 0,3% der Stimmen erreichte, in mehreren Lokalzeitungen großflächig Gelegenheit zur Selbstdarstellung bekam, ist, auch wenn Hoffmann dort keinerlei faschistische oder rassistische Äußerungen tätigte, dennoch ärgerlich.

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Club88 Neumünster Regional

Dem Club 88 die Geburtstagskerzen auspusten… Bericht von der Antifa-Demo am 26.09.09

Anbei dokumentieren wir einen Indymedia-Artikel vom Vorbereitungskreis zur Antifa-Demo gegen den Geburtstag des Club 88:

„600 bei Antifa Demo gegen Club 88

Gut 600 Menschen haben am vergangenen Samstag gegen den Nazitreffpunkt Club 88 in Neumünster-Gadeland demonstriert. Erstmals in der Geschichte der Proteste gegen diesen Nazitreff zog eine Demonstration direkt nach Gadeland (1). Die Demonstration durfte allerdings nur bis ca. 200 Meter vor den Club 88, wo eine Kundgebung abgehalten wurde, und die Demonstration wieder zurück in die Innenstadt ging. Konkreter Anlass war der jährliche Clubgeburtstag, der allerdings, wie auch schon einige Tage vorher bekannt wurde, erst am 3.10 gefeiert wird. Daher ruft der Vorbereitungskreis der Demonstration am 26.9. für den kommenden Samstag erneut zu Protesten auf.
Die Demonstration passierte auf dem Weg nach Gadeland die Zentrale Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende (ZGU) im Haardt, wo der Flüchtlingsrat eine kurze Rede hielt und sich die DemonstrantInnen in kurzen Grußworten in verschiedenen Sprachen an die Flüchtlinge wandten.
In dieser Einrichtung ist seit zwei Jahren zusatzlich auch noch ein sog. „Ausreisezentrum“ untergebracht. Während die „normale“ Lagerunterbringung für Flüchtlinge schon unmenschlich genug ist, stellt dieses „Ausreisezentrum“ noch eine Verschärfung der Situation dar. Hier sind Flüchtlinge untergebracht, die rechtlich nicht abgeschoben werden können, aber auf diese Art zur freiwilligen Ausreise gezwungen werden sollen. Ohne Bargeld, ohne Arbeitserlaubnis, über Jahre auf engstem Raum kaserniert, durch die Residenzpflicht mit dem Verbot belegt, Neumünster ohne Erlaubnis zu verlassen etc., bleibt vielen Flüchtlingen nur die Möglichkeit, entweder in die Verhältnisse zurückzukehren, aus denen sie einst geflohen sind, oder „unterzutauchen“ und nunmehr ohne Papiere, ohne Krankenversicherung etc. zu versuchen zu überleben. Dies trifft im wesentlichen auch für die BewohnerInnen der ZGU zu, hier bleibt allerdings noch die zumindest theoretische Hoffnung, irgendwann ein „normales“ Leben in diesem Land zu führen.
Am Club 88 selbst hatten sich nur ca. 15 Nazis versammelt, die sich bereits ca. 2 Stunden bevor die Demonstration in Gadeland ankommen sollte, aus dem Club in Richtung Innenstadt begeben wollten. Sie wurden allerdings bereits nach wenigen Metern von der Polizei gestoppt und wieder zurück in den Club geschickt. Daraufhin durchsuchte die Polizei offenbar mindestens ein vor dem Club 88 geparktes Fahrzeug, während ein vermummter Nazi vom Dach des Club das Geschehen filmte. Viel mehr passierte von Naziseite dann nicht mehr. Einige Kleingruppen von Nazis am Rande der Demo verschwanden schnell wieder, nachdem auf diese aufmerksam gemacht wurde. Eine Gruppe um den Titanicwirt Horst Micheel wurde von der Polizei weggeschickt, nachdem es zuvor ein kurzes Gerangel zwischen DemonstrantInnen und der Polizei gegeben hatte, als die Gruppe am Straßenrand auftauchte.
Die Polizei war ihrerseits gegenüber den DemonstrantInnen teilweise recht aggressiv und massiv aufgefahren, bis zu dreireihigem Spalier an der Demospitze. So war leider auch das entfernen von NPD Plakaten, die die Nazis noch extra am Samstag morgen auf der Demoroute aufgehängt hatten, größtenteils nicht möglich.
Das Verhalten der Polizei ging einher mit erstaunlich restriktivem Verhalten der Stadt vor der Demonstration. Nachdem erst nach mehreren Gesprächen und der Ankündigung einen Rechtsanwalt einzuschalten und ggf. vor Gericht zu gehen, die Demoroute bis in die Nähe des Club 88 durchgesetzt werden konnte, wurden dem Anmelder vor der Demo in den Auflagen mitgeteilt, das unter anderem Seitentransparente und Transparente über 2,5 m. Länge verboten seien. Diese bisher in Neumünster völlig unüblichen Auflagen wurden vom Vorbereitungskreis als inakzeptable Einschränkung des Demonstrationsrecht angesehen, und daher dagegen geklagt. Tatsächlich entschied das Gericht, dass die von der Stadt erlassenen Auflagen rechtswidrig waren.
Oberbürgermeister Olaf Taurus nutzte diese Klagen dann aber, um öffentlich mitzuteilen, dass er nicht an der Demo teilnehmen wird. Während des Wahlkampfes hatte er auf einer Diskussionsveranstaltung von ver.di angekündigt an Protesten gegen den Club88-Geburtstag teilzunehmen.
Die Berichterstattung nach der Demonstration war ausführlich und durchweg positiv. Einem ausführlichen Bericht im S-H Magazin folgten ausführliche und gute Berichte in den Lokalmedien, insbesondere in den Kieler Nachrichten.
Im Vorfeld der Demonstration hatte jedoch der Holsteinische Courier mal wieder versucht, antifaschistische DemonstrantInnen als Bedrohung unter anderem für das am selben Tag stattfindende Entenrennen darzustellen. Auch über die Klage gegen die Auflagen wurden sinnentleert und verfälscht berichtet. Möglicherweise ist hier drin auch eine der Ursachen zu finden, warum die Beteiligung von Neumünsteraner BürgerInnen hinter den Erwartungen zurückblieben war, vor allem gemessen daran, dass Gewerkschaften, SPD, Grüne, evangelische Kirchenjugend etc. zu den Protesten aufgerufen hatten.
Auch die gesamte TeilnehmerInnenzahl war mit ca. 600 etwas enttäuschend, immer rund 300 Menschen weniger als im vergangenen Jahr. Dies kann damit zusammenhängen, das sich in den Tagen vor der Demo bereits herumgesprochen hatten, das der Club 88 Geburtstag erst am 3.10 stattfinden wird.
Insgesamt aber eine nette, laute Demo, die auf jeden Fall viel Aufmerksamkeit in der Innenstadt und auch in Gadeland erregte. Es wurde erstmals seit langer Zeit mal wieder antifaschistischer Protest unmittelbar nach Gadeland in die Nähe des Club 88 getragen.
Nicht vergessen werden darf dabei auch, das es gelungen ist bereits das dritte mal in Folge die Kontinuität antifaschistischer Proteste zu gewährleisten.
Wie es weitergehen soll mit Protesten gegen den Club 88 (Geburtstag) muss in der Zukunft weiter diskutiert werden, weitermachen werden wir aber in jedem Fall!
Wie erwähnt findet am Tag des Clubgeburtstag, am 3.10.09 um 15.00Uhr eine antifaschistische Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz (Konrad-Adenauer Platz) statt.

(1) In den Jahren 2000/2001 gab es bereits Proteste in Gadeland, allerdings nur stationäre Kundgebungen vor dem Club 88 und ein Antifafestival auf dem Gelände des Schule gegenüber des Club 88, aber noch nie eine antifaschistische Demonstration nach Gadeland.“

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Neumünster

NPD-Wahlkampf in Neumünster

Der schleppend anlaufende Wahlkampf der NPD in Scheswig-Holstein hat nun auch Neumünster erreicht. Für ihr Gefährt, mit dem die NPD dieses Jahr auch schon in Thüringen und anderen Bundeslländern unterwegs war, haben sie sich die euphemistischen Bezeichnung „Flaggschiff“ einfallen lassen, wohinter sich aber nicht mehr verbirgt als ein beiges Wohnmobil, deren oberer Teil rot lackiert wurde und den ein NPD-Logo sowie der ausländerfeindliche Schriftzug „Arbeit zuerst für Deutsche“ zieren. Mit diesem Wahlkampfmobil fuhren sie am Samstag, den 05. September durch die Neumünsteraner Innenstadt, zwar ohne anzuhalten und Materialien zu verteilen, jedoch mit Belästigung der PassantInnen durch stumpfe Redebeiträge von Ingo Stawitz und Daniel Zöllner. Beides keine Unbekannten: Stawitz wurde 2006 zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt, weil er sich beim Wahlkampfauftakt in Steinburg an einer Hetzjagd auf GegendemonstrantInnen beteiligt hatte und auf eine Person eingetreten hatte, obwohl diese schon am Boden lag. Derzeit ist Stawitz stellvertretender Landesvorsitzender derder NPD Schleswig-Holstein.
Zöllner nimmt eine Führungsposition innerhalb der AG Kiel ein, die für ihre Gewalt gegen Andersdenkende bekannt ist. Er persönlich beteiligte an diversen Übergriffen, u.a. auch am 16. Mai in Neumünster, als eine Gruppe von zehn vermummten Nazis vier TierrechtlerInnen überfallen und tlw. so schwer zusammengeschlagen hatten, dass diese ins Krankenhaus eingeliefert wurden.


In der Nacht vom 15. auf den 16. September haben die Nazis dann auch NPD-Plakate in luftiger Höhe an Laternepfählen verteilt, vor allem in Einfeld, u.a. direkt vor der Wohnung der Familie Seifert, an den Holstenhallen und in der Nähe des Wasserturms. Schon wenige Stunden später waren diese Plakate allerdings wieder verschwunden und wurden fachgerecht entsorgt. Bis zur Wahl sind es noch fünf Tage, daher ist es ratsam, weiterhin aufmerksam zu bleiben, da damit zu rechnen ist, dass die Nazis ihren Wahlkampf in Neumünster noch nicht abgeschlossen haben. Haltet eure Umwelt sauber!

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Regional

Erneuter Anquatschversuch in Kiel

In Kiel ist es zu einem erneuten Anquatschversuch durch den Staat gekommen. Da gerade auch die Polizei in Neumünster im Vorfeld des Club88-Geburtstages ihre Wachsamkeit erhöht, dokumentieren wir im nachfolgenden einen Artikel der Autonomen Antifa-Koordination Kiel, um jedeN zu warnen und zu zeigen, was im Falle eines Anquatschversuches zu tun ist.
Wichtig ist, lasst euch weder von Bullen, Verfassungsschutz oder anderen Ämtern einschüchtern oder beeindrucken!
Keine Zusammenarbeit mit Staat und Polizei!

Am 19. August wurde erneut eine Person aus Kiel vom Verfassungsschutz angequatscht. Wir dokumentieren die Veröffentlichung:

Am Mittwoch den 19. August um 10.40 wurde ich in Kiel-Gaarden, Ostring Ecke Preetzer Str. von zwei Männern, die sich als Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums vorstellten, angesprochen. Ich gehe davon aus, dass es sich um Angehörige des Bundesamtes für Verfassungsschutz handelt.

Die zwei Typen sind mir schon vor der Ansprache aufgefallen, da sie nach meiner Wahrnehmung nicht in das Stadtbild des Viertels passten. Beide waren sportlich gekleidet, in Jeans und schwarzem Poloshirt bzw. T-Shirt, um die 30 Jahre alt und irgendwie zu glatt für diesen Stadtteil. Da sie außerdem an einem Fahrzeug mit HH-Kennzeichen standen, war ich der Annahme, dass sie mich nach dem Weg fragen wollten, als sie zielstrebig auf mich zu kamen.

Umso verdutzter war ich, als sie mich mit meinem vollen Namen ansprachen. Nach der Beschwichtigung, ich solle mich nicht erschrecken, stellte sich der Typ, der mich angesprochen hatte vertraulich als Karsten und seinen Begleiter als Herrn Jonas (oder so ähnlich) vor. Er sagte, sie seien vom Bundesinnenministerium, was mir schon reichte, um das „Gespräch“ sofort durch eine abwehrende Handbewegung und ein „Nein“ meinerseits abzubrechen und meinen Weg fortzusetzen. Sie riefen mir noch etwas wie: „Warum denn nicht?“ oder „Warum willst du denn nicht mit uns sprechen?“ nach, worauf ich nicht weiter reagierte.

Direkt danach habe ich Freund_innen und Genoss_innen über den Vorfall informiert und Kontakt zur Roten Hilfe und einem Anwalt aufgenommen.

Ich selbst bin seit Jahren in der linksradikalen Szene und der Kieler Subkultur aktiv, arbeitete zu verschiedensten Projekten und bin auch heute noch in einem Kollektiv tätig.

Kein Anquatschversuch passiert spontan und unvorbereitet, sondern bedarf auch immer einer gewissen Vorbereitung (evtl. Foto vom Einwohnermeldeamt, Observation, Telefonüberwachung,…) und Logistik. Die so genannten Werber (egal ob vom Bundesinnenministerium, von Landesämtern oder von polizeilichen Behörden) haben immer den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Außerdem stellt ein Anquatschversuch für den Angesprochenen immer eine Ausnahmesituation dar. So war es auch bei mir: trotz einer „theoretischen“ Vorbereitung innerhalb der Szene auf eine solche Situation, wurde ich völlig überrumpelt. Deshalb ist die einzig richtige Reaktion auf einen Anquatschversuch der sofortige Abbruch. Mensch sollte nicht auf die Idee kommen, sich mit den auf solche Situationen geschulten Staatlakaien zu messen.

Anquatschversuche sollen die angesprochene Person, aber auch die linke Szene insgesamt verunsichern und Misstrauen schüren. Sie dienen aber auch dazu Informationsquellen zu gewinnen, die dann Freund_innen und Genoss_innen aushorchen und verraten bzw. um Einschätzungen über politische Zusammenhänge zu gewinnen. So fanden im vergangenen Jahr bereits zwei weitere Ansprachen in Kiel statt.

Unser wichtigster Umgang mit solchen Ansprachen muss es sein, diese öffentlich zu machen. Zum einen um Misstrauen und Gerüchten innerhalb der linken Szene vorzubeugen, zum anderen um das Ziel der geheimen Informationsbeschaffung für welche Behörde auch immer so unattraktiv wie möglich zu machen.

Es kann jede und jeden von uns treffen.
Keine Zusammenarbeit mit Justiz, Bullen und Geheimdiensten.

Falls euch ähnliches passiert, wendet euch an die Rote Hilfe (www.rote-Hilfe.de) und besprecht den Vorfall mit Freund_innen und Genoss_innen.

Siehe auch: Anquatschversuch wegen Antifa-Aktivitäten in Kiel

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Regional

Benefiz-Konzert für die T-Stube RD

Am 11. September findet in der Nordmarkhalle Rendsburg ein Soli-Konzert für die T-Stube statt, um die enstanden Kosten durch den Brandanschlag im Juli begleichen zu können.

Weitere Infos findet ihr auf der Myspace-Seite der T-Stube
Karten könnt ihr unter anderem auch im Internet beim Kartenhaus/Ticketmaster bestellen.

T-Stube Benefiz-Konzert

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Allgemein

Argumentationshilfe gegen NPD-Schulhof-CD

Aufgepasst in den Schulen: die NPD kündigt an, ihre neue Propaganda-CD (oft als „Schulhof-CD“ bezeichnet) mit dem Titel „BRD vs. Deutschland“ an SchülerInnen zu verteilen, um Aufmerksamkeit in den Medien zu erringen und junge Menschen für ihr braunes Gedankengut zu gewinnen. Zwar soll der Schwerpunkt der Verteilaktionen in Sachsen und Thüringen liegen, aber auch in Schleswig-Holstein ist zu befürchten, dass sich die Nazis an den Schulen blicken lassen.
Martin Langebach, Jan Raabe und David Begrich von “Argumente & Kultur gegen Rechts e.V.” haben beschlossen, dass Totschweigen keine geeignete Reaktion sein kann und haben daher eine Handreichung mit Argumenten zusammengestellt, die die braunen Lügen entlarven.

zu finden hier

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Club88 Neumünster

Jetzt schlägt’s 13…

Mit dem Club 88 (die Zahl 88 steht im gebräuchlichen Code der Naziszene für „Heil Hitler“, abgeleitet von dem H als achten Buchstabe im Alphabet) besteht im Neumünsteraner Stadtteil Gadeland eine ausschließlich von und für Nazis betriebene Lokalität, die in dieser Form wohl einmalig in ganz Deutschland ist. Das schwarz gestrichene Gebäude in der Kummerfelderstraße ist für die Nazis überregional von großer Bedeutung, um sich ungestört und regelmäßig treffen zu können, sei es nach und vor Demonstrationen, zu Konzerten und Liederabenden oder den normalen Öffnungszeiten an jedem Wochenende. Auf einschlägigen Internetseiten, Weblogs und Foren wird bundesweit für den Club 88 Werbung gemacht, sowie zur Unterstützung dieser „nationalen Struktur“ aufgerufen. Jährlich zwischen Ende September und Anfang Oktober feiert der Club 88 sein Bestehen. Zu diesem Anlass kamen regelmäßig zwischen 250 und 500 Nazis nach Neumünster (im Jahre 2002 waren es sogar rund 700 FaschistInnen, die den Club-Geburtstag gleich mit einem ganzen Konzert auf einem Gelände in der Wrangelstraße feierten). Zwar ist der Geburtstag des Club 88 der konkrete Anlass für die geplante antifaschistische Demonstration, jedoch bietet diese Lokalität nicht allein durch ihre alljährlichen “Geburtstagsfeiern” genug Grund für breite Proteste, denn mit dem Club 88 verfügt die Naziszene in Neumünster über eine Struktur, die für alle antifaschistisch und demokratisch gesinnten Menschen eine Bedrohung darstellt. Die Neumünsteraner Naziszene hat mit dem Club 88 seit 13 Jahren einen Treffpunkt, in dem sich ihre Anhänger ungestört und trotzdem “offiziell”, also nicht heimlich oder privat, sondern völlig offen treffen und zum Nationalsozialismus bekennen können. Der Club “Heil Hitler” steht seit 13 Jahren völlig ungestört gegenüber einer Schule mitten in einem Wohngebiet, als wäre dies das Normalste der Welt und als hätte es die in der NS-Zeit verübten Verbrechen nie gegeben. Das Ergebnis aus 13 Jahren Club 88 kann man sich mit einem Blick auf die Verhältnisse heute in Neumünster ansehen. Neumünster verfügt wie kaum eine andere Stadt in Schleswig-Holstein sowohl über eine organisierte Naziszene als auch über eine rechtsextreme “Alltagskultur”. In Neumünster brauchen Nazis nicht erst über Infotische, Aufmärsche oder dergleichen versuchen, Akzeptanz in der Mitte der Gesellschaft zu finden, sie sind längst da, in einigen Sportvereinen, in Kneipen, auf Stadtfesten etc. Dass gleichzeitig öffentlichkeitswirksame Aktionen nicht oder kaum stattfanden, erschwerte es AntifaschistInnen in Neumünster über Jahre, das Thema öffentlich zu problematisieren.
Eines der offensichtlichsten Ergebnisse dieser Akzeptanz von Nazis ist die Kneipe Titanic in der Friedrichstraße, die mittlerweile neben dem Club 88 als zweiter Nazitreffpunkt in Neumünster fungiert. Dies geschieht immer offener, so wurde im vergangenen Jahr der Geburtstag des Club 88 mit rechtsextremen Liedermachern am Abend in die Titanic verlegt. Dies geschah, um den Auflagen, welche die Stadt für den Club-Geburtstag erlassen hatte, kurzfristig zu entgehen, und spricht für die enge Zusammenarbeit von Titanic-Betreibern und Nazis aus dem Club 88. Neben “ungeplanten” Gewalttaten, die ein so großes Potenzial von Rechtsextremen in der Stadt hervorbringt, gab es seit Anfang 2009 ausgehend von der sogenannten “Aktionsgruppe Neumünster” auch eine Reihe organisierter Gewalttaten. Auch ist zu befürchten, dass die NPD, vermutlich unterstützt von der Teils ebenfalls in der NPD organisierten “Aktionsgruppe Neumünster”, einen großangelegten Wahlkampf zur Landtagswahl am 27.9.09 in Neumünster plant, da die NPD hier 2005 ein überdurchschnittlich hohes Wahlergebnis erzielte.
Genügend Gründe also für eine breit angelegte Demonstration am 26.9.09. Wir werden in diesem Jahr, im Unterschied zu den Demonstrationen der beiden letzten Jahre, direkt in Gadeland demonstrieren. Dabei gehen wir auch in diesem Jahr nicht davon aus, den Club-Geburtstag vollständig verhindern zu können. Es ist jedoch mit den beiden Demonstrationen 2007 und 2008 gelungen, den Club-Geburtstag wieder öffentlich zu problematisieren, den Nazis wurde nicht die Innenstadt überlassen und nicht zuletzt durch die Proteste gab es strenge Auflagen für die Nazifeiern. Daran gilt es anzuknüpfen, da es das erklärte Ziel seit der ersten Demonstration ist, irgendwann die Nazifeiern vollständig verhindern zu können, z.B. weil sich mehrere tausend DemonstrantInnen über Stunden in Gadeland aufhalten werden. In diesem Jahr wird es eine ausführliche Kundgebung in Gadeland mit Musikprogramm geben, um der Nazifeier ein Stück antifaschistischer Kultur entgegenzuhalten. Danach wird die Demonstration wieder zurück in die Innenstadt führen. Am Rande des am selben Abend stattfindenden Klosterrock-Festivals wird es wie bereits im Vorjahr einen antifaschistischen Infopunkt geben. Beteiligen Sie sich an der Demonstration gegen den Club-Geburtstag, gegen den Club 88 als Ganzes, gegen Nazigewalt und auch, um einen Tag vor der Landtags- und Bundestagswahl ein deutliches Zeichen gegen die Wahl der NPD zu setzen. Für den Fall, dass der Clubgeburtstag an einem anderen Tag stattfinden sollte, wird es auch dann Proteste geben. Ort und Zeit werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Download des Flugblatts zum Ausdrucken, Kopieren und Verteilen
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AJZ Neumünster Neumünster

Antifaschistische Lesung in der AJZ Neumünster

„Adressat unbekannt“ am Samstag den 05.09.2009 um 17.00Uhr

Nach dem Ersten Weltkrieg leben sie 19 Jahre lang als enge Freunde mit ihren Familien in Amerika: der amerikanische Jude Max Eisenstein und der Deutsche Martin Schulse. In San Francisco leiten sie gemeinsam eine Galerie, bis Martin 1932 nach Deutschland zurückkehrt und eine Stellung bei der Deutsch-Völkischen Bank und Handelsgesellschaft annimmt. Max und Martin tauschen freundschaftliche Briefe aus. Doch Martins Rückkehr fällt zusammen mit der Machtübertragung an Adolf Hitler, und fortan erlebt Max aus der Ferne die Verwandlung seines Freundes vom liberalen Freidenker zum ergebene Nazi-Mitläufer und Verräter. Als Max‘ Schwester durch Martins Mitschuld zu Tode kommt, entwickelt Max einen heimtückischen Racheplan. Er schreibt Martin unklare Nachrichten, die auf Untergrundaktivitäten hinweisen. Der letzte Brief vom 3. März 1934 kommt zurück – „Adressat unbekannt“. Ausgehend von realen Briefen verfasste die New Yorker Werbetexterin Kathrine Kressmann Taylor einen fiktiven Briefwechsel, der eindringlich das zersetzende Gift nationalistischer und rassistischer Ressentiments vorführt. Er erschien zuerst 1938 im „Story Magazine“. Wegen der enormen Resonanz folgten ein Nachdruck in „Reader’s Digest“ und schließlich eine Buchausgabe mit dem Titel „Adressat unbekannt“.
Am 5.9 findet in der AJZ-Neumünster eine Veranstaltung des Steinburger Bündnis gegen Faschismus mit Unterstützung des Vereins Donna Doria statt. Bereits in Itzehoe lasen die zwei Schülerinnen Jana (17) und Franziska (16) das Werk vor. Die Leserinnen wollen mit dieser Veranstaltung darauf aufmerksam machen, dass Faschismus nicht eine Sache von wenigen Tätern war, sondern eine breite gesellschaftliche Akzeptanz hatte. Zur der Lesung „Adressat Unbekannt“ und anschließender Diskussionsrunde lädt die AJZ-Neumünster alle InteressentInnen am Samstag den 5.9.09 um 17.00 Uhr herzlich ein. Nazis haben keinen Zutritt zu der Veranstaltung!

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Neumünster

Nazi-Graffities in Einfeld

In der letzten Zeit sind wieder neue Nazi-Graffities in Neumünster-Einfeld, vor allem in der Nähe der Badestelle am Einfelder See, aufgetaucht. Ein Motiv stellt die Abkürzung des rechtsextremistischen Terror-Netzwerks „Combat 18“ dar, vervollständigt durch einen Totschläger. Dies beweist wieder einmal, mit welchen Mitteln die „AG Neumünster“ ihre Ziele erreichen will.
Ein anderes zeigt das Gesicht von dem Sprachrohr der EZLN Subcomandante Marcos mit den Worten „Nationaler Widerstand“. Es stellt sich die Frage, ob die Nazis wieder einmal nicht wussten, was sie dort kopieren, oder ob sie einfach nicht verstanden haben, wofür der zapatistische Aufstand in dem mexikanischem Chiapas steht…